Betrifft

Gestaltung der Oberfläche: Brick Design

Backstein, Ziegel, Klinker: Wunsch und Wirklichkeit aus der Perspektive der Architekten. Dem Material schreibt man die Attribute langlebig, vertraut, zeitlos oder standfest zu. Klinker (oder Ziegel) wirken plastisch, monolithisch, haptisch und skulpturhaft, wozu vor allem ihre Kleinteiligkeit beiträgt, die oft erst auf den zweiten Blick in Erscheinung tritt. Über die Gestaltung der Oberfläche und die künftigen Anforderungen an das Material debattieren in einem einführenden Diskurs die Architekten Manfred Ortner und Klaus Würschinger.

Im folgenden Dossier werden drei Bauten besprochen, bei denen die Architekten auf das Design des Klinkers, das Brick Design, Einfluss genommen haben:

1. Die weiße Klinkerfassade der Art and Design Academy von Rick Mather Architects in Liverpool passt sich ihrem direkten Gegenüber, einer modernen Kathedrale aus hellem Sandstein, farblich an. Selektiv geförderte, eisenarme Tonsorten aus dem Westerwald bildeten die Basis des besonders weißen Klinkers. Durch Beimischung einer speziell entwickelten Rezeptur aus reinweißen Quarzsanden und feinem Dolomit-Mehl wurde ein in der Baukeramik einmaliger Weißgehalt erzielt. Das Ergebnis war ein unempfindlicher und schmutzabweisender Stein, der nahezu keine Feuchtigkeit aufnimmt. Diese Eigenschaft sorgt für ein dauerhaft konstantes, homogenes Erscheinungsbild der Klinkerfassade.

2. Die tiefschwarze monolithische Villa in Kamperland von Bedaux de Brouwer bezieht sich auf seinen Vorgängerbau aus den 60er Jahren. Der schwarze Keramik- Klinker wurde gebrannt aus ausgewählten Westerwald-Tonen, insbesondere den marmorierten, hochplastischen Sorten des Niederahrer Beckens. Im Zusammenspiel mit sorgfältig dosierten Zuschlagstoffen und der optimalen Brenntemperatur entstand der dunkle Farbton des Steins. Die fein abgestimmte Beimischung von eisen- und manganhaltigen Rohstoffen sowie von Ziegelmehl ermöglichten die Entstehung des Schwarzminerals Jacobsit. Seine keramischen Eigenschaften machen den Stein extrem alterungsresistent und sorgen für dauerhaft hohe Farbintensität.

3. Das Bürogebäude in Frankfurt am Main von Ortner & Ortner Baukunst trifft einerseits in seinem direkten Umfeld eine eigenständige Aussage und orientiert sich andererseits an der Farbigkeit des ehemaligen Industrieareals. Das leuchtend-rote Fassadenbild wird definiert durch einen eigens für das Gebäude entwickelten Verblender in drei individuellen Rottönen. Ausgangsmaterial war der rotbrennende Lauenburger Ton. Unterschiedliche Brenntemperaturen verliehen den drei Sonderbränden das gewünschte Farbbild: hellrot-bunt, rotblau-bunt und kohle-rot.

Anhand dieser drei Beispiele wird deutlich, wie sich der Baustoff heutzutage den Wünschen von Architekten und den Gegebenheiten des Kontextes anpassen lässt.

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