Bauwelt

Egbert Kossak 1938–2016

Text: Kähler, Gert, Hamburg

Egbert Kossak 1938–2016

Text: Kähler, Gert, Hamburg

„Ich bin als Junge viel an der Elbe gewesen und mich hat immer die Idee fasziniert ,Hamburg gehört doch zum Hafen!‘ Ich habe nie verstanden, warum Hafen- und Stadtlandschaft zwei Welten sein sollten.“ So beschrieb Egbert Kossak seine lebenslange Faszination durch seine Heimatstadt.
Er war als Oberbaudirektor der Stadt 1981 in seinem „Traumjob“ angekommen, nach dem Studium in Berlin, nach der Gründung des Stadtplanungsbüros „Freie Planungsgruppe Berlin“ mit Thomas Sieverts und Herbert Zimmermann 1966 und nach der Professur in Stuttgart seit 1972. Und er war ein Glücksfall für seine Stadt – wenn auch vielleicht anders, als er es selbst sah.
Hamburg war in den 80er Jahren die „schlafende Schöne“ und Egbert Kossak war der Prinz, der sie wachküsste, zumindest in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht. Er schuf öffent­liche Aufmerksamkeit für städtebauliche Fragen, er schuf internationale Aufmerksamkeit mit ­seinen „Bauforen“, die die jeweils schillerndsten Architekten der Welt in die Fischauktionshalle oder die Kampnagel-Fabrik brachten – Städtebau und Architektur wurden wieder zu einem Thema für Medien und öffentliche Auseinandersetzung.
Kossak mischte sich ein – unbekümmert, provokativ, anregend. Er sah sich als Querdenker und Dirigent. Anstatt der politischen Hinterzimmer bediente er sich der Medien, um neue Ideen und Visionen zu lancieren. Das nahm man ihm in der Politik übel, was einzelnen Entscheidungen auch im Wege gestanden haben mag. In der Öffentlichkeit war diese Strategie durchaus populär, ­
weil Städtebau und Architektur ins öffentliche Bewusstsein kamen.
Am sichtbarsten wird das bis heute an der „Perlenkette am nördlichen Elbufer“, wie sie Kossak griffig nannte: die Öffnung der Stadt zum Fluss und zum Hafen hin, eine sehr gelungene Aufwertung des nördlichen Elbufers durch eine neue Nutzungsmischung mit neuer Architektur und unter Einbeziehung und Umnutzung der alten, vorhandenen Bauten. Die wurden als Ressource, als Gewinn für die Architektur gesehen.
Kossak hat wohl auch den Begriff einer „Hafen City“ erfunden, die aber stellte seine größte Niederlage dar: Der Beschluss zu ihrem Bau wurde sechs Jahre lang gezielt vor ihm verborgen – ­­
es wäre sein Lebenstraum gewesen, aber man traute ihm nicht zu, das Projekt so geheim ­­­zu halten, wie man es für nötig hielt. Immerhin konnte er an der Masterplan-Konzeption mitwirken, bevor er 1999 aus dem Amt schied, um noch einige Jahre freiberuflich tätig zu sein.
Am 10. August ist er gestorben, kurz vor seinem 80. Geburtstag, zu dem eine Hommage mit einer Rede des Ersten Bürgermeisters geplant war – nun ist es ein Nachruf geworden.

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