Bauwelt

Drei Giebel für Motel One

Deutlich mächtiger und kompakter als beim Gründungsviertel nebenan: Drei Giebelbauten zwischen Marienkirche und Markt sollen in Lübeck ein Hotel beherbergen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Hinter den Giebeln mit geschlämmten Klinkern verbirgt sich ein Gebäude mit 119 Hotelzimmern
    Visualisierung: Motel One

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    Hinter den Giebeln mit geschlämmten Klinkern verbirgt sich ein Gebäude mit 119 Hotelzimmern

    Visualisierung: Motel One

Drei Giebel für Motel One

Deutlich mächtiger und kompakter als beim Gründungsviertel nebenan: Drei Giebelbauten zwischen Marienkirche und Markt sollen in Lübeck ein Hotel beherbergen

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Nur wenige Schritte östlich des geplanten neuen Lübecker „Gründungsviertels“ mit Giebelhaus-Fassaden unterschiedlicher Machart (siehe Seite 9) soll ein Neubau der Low-Budget-Hotelkette Motel One errichtet werden. Das sogenannte Stadthaus-Grundstück an der Ecke der Straße mit dem sonderbaren Namen Schüsselbuden und der Markttwiete liegt zentral zwischen Marienkirche und Markt. Bisher wird es als Parkplatz mit öffentlichen Toiletten genutzt. Im Süden steht das inzwischen schon zehn Jahre alte – bei seinem Bau sehr umstrittene - Peek & Cloppenburg-Geschäftshaus von Christoph Ingenhoven.
Die Zeiten haben sich geändert. Anders als beim Ingenhoven-Bau, aber ähnlich wie beim Gründungsviertel nebenan, möchte Lübeck den Hotelneubau durch eine Interpretation von Giebelhäusern vorsichtig in das UNESCO-Welterbe „Lübecker Altstadt“ eingliedern. Die Ausschreibung suchte eine „optimale Lösung zwischen Funktionalität und Ökonomie einerseits und eine angemessene architektonische Antwort in den historischen Kontext andererseits“. Die Stadt einigte sich mit der Münchner Motel One GmbH darauf, acht Architekturbüros für einen Realisierungswettbewerb einzuladen, der Ende Januar klar mit 7:0 Stimmen entschieden wurde.
Der Preisträger Helmut Riemann aus Lübeck hat sich im Hotelbau bisher mit dem Grand Spa Resort A-Rosa auf Sylt und dem Columbia Hotel Wilhelmshaven hervorgetan. Zudem kennt er sich bei stadthistorischen Themen seiner Stadt bestens aus. Sein Entwurf orientiert sich dicht am Stadtgrundriss vor den Kriegszerstörungen, der in mehrere Einheiten parzelliert war. Riemann schreibt in aller Deutlichkeit, dass „das Motiv des Rücksprungs und die überkommene Typologie von Häusern mit steil geneigtem und gereihtem Dach als identitätstiftender städtebaulicher und architektonischer Baustein an dieser Stelle unverzichtbar“ seien. Durch den Versatz des westlichen Gebäudes an der Straßenecke gelingt es ihm, dem Gesamtblock an Wucht zu nehmen. Die Visualisierungen der drei unterschiedlich breiten Fassaden irritieren zunächst aufgrund der Größe. In der Ansicht zeigt sich dann aber, dass exakt die Höhe von Peek & Cloppenburg übernommen wurde.
Das Erdgeschoss öffnet sich zur Markttwiete mit einer bescheidenen Kolonnade vor dem Hotel-Foyer. Unabhängig von den drei nach außen erscheinenden Giebelbauten gibt es einen Innenhof. Für den Bauherrn war es von großem Vorteil, dass der Block frei steht. So sind 119 Hotelzimmer auf vier Ebenen nach allen vier Seiten ausgerichtet. Allerdings führen die zueinander verschobenen Giebel dazu, dass die Grundrisse vom Standard abweichen – Sonderlösungen schätzt ein Hotel-Bauherr nicht, die Zimmer werden mit klaren Vorgaben kalkuliert. In den Dächern will man neben der Technik weitere Zimmer unterbringen.
Eingeladener Realisierungswettbewerb
1. Preis Helmut Riemann, Lübeck
ein 3. Preis Nalbach und Nalbach, Berlin
ein 3. Preis Bieling Architekten, Hamburg | Kassel
Weitere Teilnehmer Eisfeld Engel, Hamburg; Kfs Architekten, Lübeck; Knerer und Lang, Dresden; Konermann+Siegmund, Lübeck; Lars Wittorf, Hamburg

Fachpreisrichter
Franz-Peter Boden, Bausenator Hansestadt Lübeck,
Thomas Will, Architekt, Mitglied des Gestaltungs- und Welterbebeirates, Jorunn Ragnarsdóttir, Architektin,
Mitglied des Gestaltungs- und Welterbebeirates, Norbert Hochgürtel, Architekt, Lübeck

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