Bauwelt

Dichte im internationalen Stadt-Vergleich

Dichte ist eine abstrakte Größe. Was sagt der Grad an Grundstücksausnutzung über das räumliche Gefüge aus und wie prägt er ein Stadtquartier? In welchem Zusammenhang stehen Bevölkerungsdichte, bauliche Dichte und passende Typologie?

Text: Klepel, John, Berlin

Dichte im internationalen Stadt-Vergleich

Dichte ist eine abstrakte Größe. Was sagt der Grad an Grundstücksausnutzung über das räumliche Gefüge aus und wie prägt er ein Stadtquartier? In welchem Zusammenhang stehen Bevölkerungsdichte, bauliche Dichte und passende Typologie?

Text: Klepel, John, Berlin

Diese Fragen gaben den Anstoß zur vergleichenden Untersuchung von realisierten innerstädtischen Blöcken in verschiedenen Regionen der Erde. Die Methode beruht auf pragmatischer, quantitativer Auswertung der verfügbaren Daten. Die Verteilung der Baumasse ist maßstäblich in Schwarzplänen und Isometrien dargestellt.
Die Gründe für die Entstehung der unterschiedlichen morphologischen Ausprägungen sind vielfältig und je nach Kontext klimatisch, geographisch, ökonomisch oder baurechtlich bedingt. So finden sich in den wärmeren Regionen aufgrund der notwendigen Verschattung vergleichsweise mehr Baukörper auf gleicher Fläche (Ahmedabad, Masdar City). In einigen Regionen wird der Prozess der Verdichtung durch natürliche geographische Barrieren begünstigt (Hongkong, Barcelona, Athen). Auch lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Bauweise und dem Alter der Strukturen feststellen. Die Gründerzeit markiert dabei eine Hochphase baulicher Dichte (Paris, Berlin). Jüngere Siedlungen weisen tendenziell weniger Baukörper als Raumkörper auf, oder anders formuliert: Das Verhältnis von schwarzen und weißen Flächen auf dem Plan kehrt sich allmählich um. Den Beispielen gemeinsam ist eine hohe Dynamik, die die Ausnutzung des Baugrunds in Höhe, Tiefe oder in der Nähe der Baukörper zueinander widerspiegelt.
Neben der Verteilung und Größe von Gebäudemassen ist Dichte gekennzeichnet durch die Anzahl von Bewohnern pro Fläche. Die Bevölkerungsdichte richtet sich nach dem individuellen Flächenverbrauch und erzeugt im Zusammenspiel mit baulicher Dichte Orte von mehr oder weniger hoher Diversität. Hier stellt sich nun die Frage nach dem verträglichen Maß. Dem Credo der kompakten Stadt stehen Bedenken eingeschränkter Lebens- und Wohnqualität entgegen. Im Planerjargon wird heute „Innenentwicklung“ betrieben, die Sorge vor zu großer Nähe durch „Nachverdichtung“ soll den Bestandsbewohnern erspart bleiben.
Die nachträgliche Verdichtung von Kernstadt und Peripherie ist aufgrund steigender Einwohnerzahlen zum Normalfall geworden und praktisch alternativlos. Der vergleichende Blick auf dichte Stadtstrukturen weltweit soll über den nationalen Kontext hinaus ein räumliches Gefühl für Dichte vermitteln und als Instrument für eine qualitative Bewertung derselben fungieren.
Die ausgewählten Blöcke – sie dienen überwiegend Wohnzwecken – repräsentieren exemplarisch die ortstypische Bauweise der jeweiligen Quartiere. Die Beschreibung der Dichte erfolgt anhand der Faktoren Einwohner pro Quadratmeter (Durchschnittswert der Stadt), Geschossflächenzahl und Grundflächenzahl (dargestellter Block bis Grundstücksgrenze), Anzahl der Vollgeschosse, Entstehungszeit und Durchschnittstemperatur im Januar und im Juli.
Die Studie entstand im Rahmen der Diplomarbeit „Blockmorphologie Barcelona“ von John Klepel an der TU Berlin, LIA – Labor für integrative Architektur, Prof. Finn Geipel. Im Zuge der internationalen Studie Grand Paris wurde sie von LIN Architekten Urbanisten weiterentwickelt. Beteiligte: TU Berlin, LIA – Labor für integrative Architektur, Finn Geipel; LIN Architekten Urbanisten, Ali Saad, Vesta Nele Zareh

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