Bauwelt

Container

Gemeinschaftsunterkünfte in Tübingen, Bremen und Zürich

Text: Meyer, Friederike, Berlin; Michel, Yvonne

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    Die Gestaltung der Außenanlagen geht auf einen Vorschlag der Architekten zurück. Für den Fall, dass die Container wieder wegkommen, haben sie den Aushub als Erdwall vor Ort gelassen.
    Foto: Heiner Holme

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    Die Gestaltung der Außenanlagen geht auf einen Vorschlag der Architekten zurück. Für den Fall, dass die Container wieder wegkommen, haben sie den Aushub als Erdwall vor Ort gelassen.

    Foto: Heiner Holme

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    Bremen-Hemelingen
    Foto: Feldschnieders + Kister

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    Bremen-Hemelingen

    Foto: Feldschnieders + Kister

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    Bremen-Grohn: Die Nachnutzung als Studentenwohnheim für die 800 Meter entfernte Universität ist angedacht
    Foto: Feldschnieders + Kister

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    Bremen-Grohn: Die Nachnutzung als Studentenwohnheim für die 800 Meter entfernte Universität ist angedacht

    Foto: Feldschnieders + Kister

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    Die wechselseitig angeordneten Laubengänge entstehen durch Spiegelung und Versatz der mittleren Ebene und werden beidseitig über Stahltreppen erreicht. Ihre Dächer wurden mit Resten der Lagerhalle bedeckt. Die Laubengangstützen sind Regenfallrohr und Kletterpflanzenhalter zugleich. Auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage.
    Foto: Martin Zeller

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    Die wechselseitig angeordneten Laubengänge entstehen durch Spiegelung und Versatz der mittleren Ebene und werden beidseitig über Stahltreppen erreicht. Ihre Dächer wurden mit Resten der Lagerhalle bedeckt. Die Laubengangstützen sind Regenfallrohr und Kletterpflanzenhalter zugleich. Auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage.

    Foto: Martin Zeller

Container

Gemeinschaftsunterkünfte in Tübingen, Bremen und Zürich

Text: Meyer, Friederike, Berlin; Michel, Yvonne

Keine Unterbringungsart ist derzeit so umstritten wie gestapelte Frachtcontainer: Für die einen sind sie die Expresslösung schlechthin, für die anderen menschenunwürdige Behausungen, die verboten werden sollten. Der temporäre Charakter, der mit ihrem Aussehen verbunden ist, so sagen die Kritiker, mag für ein Wohnexperiment junger Menschen oder Kulturschaffender genau das richtige sein. Flüchtenden jedoch, die nichts lieber wollen, als an einem sicheren Ort ankommen, vermittelt ein Container das Gegenteil. Im schlimmsten Fall gibt er seinen Bewohnern das Gefühl, eine Ware auf einem Transportschiff zu sein. Daran können auch noch so große Spielplätze, Fahrradständer, Bäume und Bänke auf dem Gelände nichts ändern. Der einzige, fast schon zynische Vorzug: Die temporäre Erscheinung von Containern kann ihnen einfacher zu Akzeptanz in neidgeprägten und ablehnenden Nachbarschaften helfen. Sicher ist, Container eignen sich nicht für dauerhaftes Wohnen. Wer sie dennoch plant, sollte die Potenziale der stapelbaren Fertigware gründlich erkunden.
Drei Containerwohnanlagen in Tübingen, Bremen und Zürich zeigen beispielhaft, was möglich ist. Das beginnt bei der Art, in der die Container gruppiert werden und endet bei der Größe der Wohneinheiten und den ihnen zugeteilten Bädern und Küchen. Sei es der leichte Versatz beim Stapeln, der Laubengänge ermöglicht und kleine Gemeinschaften fördert, seien es die bodentiefen Fenster, die in private Freiräume führen, oder schlicht eine Farbgestaltung, die Identität schaffen soll – es gibt Möglichkeiten.
Dass etwa eine Hofsituation, in der sich differenzierte Zonen von privat, halböffentlich und öffentlich bilden, die Privatsphäre der Bewohner schützen hilft, zeigen die Beispiele aus Bremen. Dass der gewählte Standort für die Akzeptanz der Anlagen eine bedeutende Rolle spielt, zeigt Tübingen. Hier entschied sich der Landkreis ganz bewusst, die Containerwohnsiedlung ins Blickfeld der im Ort arbeitenden Beamten zu rücken. Dass im Fertigteilcharakter der Containersiedlungen auch ein Vorteil liegt, zeigt das Beispiel aus Zürich: Nach fünf Jahren werden die Container demnächst in ein anderes Wohngebiet verlegt, weil an ihrer Stelle Häuser gebaut werden sollen. Die modulare Bauweise ermöglicht den Umzug. So können freie innerstädtische Grundstücke temporär genutzt werden und die Asylbewerber in innerstädtischer Lage unterkommen. Dennoch: Für alle die überlegen, ob sie ein Containerdorf errichten sollen oder doch lieber auf eine andere Methode zurückgreifen – die aktuell hohe Nachfrage bringt lange Lieferzeiten für Container mit sich. Vielleicht könnte man in der Zwischenzeit ja auch einen Massivbau errichten.

Tübingen: Container vor dem Landratsamt

Auf Vorschlag des Landkreises Tübingen entstand die Containerwohnanlage auf einem Grundstück des Landes Baden-Württemberg im Behördenviertel von Tübingen. Die Sichtbeziehung zu Landratsamt und Regierungspräsidium war dabei ausdrückliches Ziel. Zum Hauptbahnhof sind es 15 Minuten Fußweg. Die Nutzungsgenehmigung besteht für fünf Jahre, mit Option auf Verlängerung für zehn Jahre. Die drei Gebäude wurden dreigeschossig mit Laubengangerschließung und freistehenden Stahltreppen errichtet. Darin befinden sich 2- und 3-Zimmerwohnungen für sich selbst versorgende Bewohner, die bis zu einem Jahr darin leben während sie auf die Bearbeitung ihres Asylantrages warten. Die Fassaden haben die Architekten mit kräftigen Farben gegliedert.  Im Obergeschoss wurden die Module um zwei Meter versetzt, so dass Laubengänge und überdachte Terrassen entstehen. Fenstertüren im Erdgeschoss ermöglichen den direkten Ausgang, zudem belüften sie die Räume besser. Die Technik befindet sich im Nebengebäude.  Die Anlage, die derzeit gut funktioniert, bekommt nun Zuwachs in fünffacher Größe. Auf der Wiese davor plant das Land Baden-Württemberg eine Erstaufnahmeeinrichtung aus Containern für 500 Personen.  Der erste Teil soll im Frühjahr 2016 eröffnen.  FM

Bremen: Container zu Höfen gruppiert

Die Übergangswohneinrichtungen entstanden auf städtischen Grundstücken und wurden für fünf Jahre genehmigt. Eine Mitarbeiterin aus dem muslimischen Kulturkreis hat die planenden Architekten für die Bewohner sensibilisiert. So entstanden Wohnungen für 2 Personen auf 24 m2 bis 4 Personen auf 48 m2, jeweils mit Bad und Küche. Maximal 16 Personen leben auf einer Ebene und versorgen sich selbst. Auf Sammelduschen verzichteten die Architekten, da sie vor allem bei muslimischen Frauen zu Problemen führen können. Weil einige Bewohner das Geräusch laufenden Wassers als beruhigend empfanden und deshalb die Wasserhähne nicht zudrehten, wurden Armaturen mit Wasserstopp eingebaut. Dem Bedürfnis nach Ruhe und Privatsphäre kommt die Anordnung zu Hofhäusern entgegen. Sie bildet ein geschichtetes System von privat, halböffentlich und öffentlich. Die Anlage wird 24 Stunden gesichert. 
„Die Bremer Beispiele zeigen auch, dass die Menschen, die einmal ein paar Monate in einer Überganswohneinrichtung verbracht haben, ungern umziehen wollen.“ Der Architekt Tobias Kister, der die Containeranlagen geplant hat, zieht daraus den Schluss: „Wir müssen nachhaltige, höherwertige und dauerhafte Wohnanlagenschaffen. Nicht die Bewohner ziehen weiter, sondern die Sozialarbeiter und Heimleiter, die nicht mehr gebraucht werden.“ Kister plant derzeit eine Anlage aus Holz. „Ein Container eignet sich nicht zum dauerhaften Wohnen“, sagt er.  FM

Zürich: Zwischennutzung mit Containern

Die Asyl-Organisation Zürich (AOZ) suchte bereits im Jahr 2010 für Asylsuchende kurzfristig neue Wohnmöglichkeiten. In Leutschenbach, im Norden des Züricher Zentrums, wurde sie fündig. Die Stadt Zürich erwarb dort ein ehemaliges Getränkedepot auf dem „Heineken-Areal“. Die temporäre Wohnsiedlung war dank aller Beteiligten innerhalb von sechs Monaten geplant, bewilligt und gebaut. Im Kopfbau werden weiterhin Getränke verkauft, die Lagerhalle wurde bis auf die Bodenplatte im Erdgeschoss und die beiden Enden abgerissen und dreigeschossig mit Containern bebaut. Diese sind geschossweise versetzt gestapelt, so dass auf jedem Geschoss je ein gedeckter Laubengang entsteht, und bilden einen Hof. Die 70 Raummodule sind zu 12 Wohneinheiten gegliedert. 4 bis 5 Wohnmodule bilden zusammen mit einem Küchen- und Badmodul eine Wohneinheit (124-150 m2) für 8 bis 10 Personen. Die beiden Enden der Lagerhalle blieben als gedeckte Außenbereiche bestehen. In einem steht ein Container, der als Waschsalon genutzt wird. Ein Teil der Erwachsenen geht tagsüber einer geregelten Arbeit nach. Wer keinen Job hat, nutzt Bildungs- und Beschäftigungsprogramme. Die rund 20 Kinder besuchen den Kindergarten oder die öffentliche Schule im Quartier. Ende des Jahres wurde eine Erweiterung für 36 Personen fertiggestellt. Bald aber soll die Anlage versetzt werden, weil an ihrer Stelle ein Wohngebiet geplant ist.  FM/Yvonne Michel
Fakten
Architekten Haefele Architekten, Tübingen; Feldschnieders + Kister, Bremen; NRS insitu, Zürich
aus Bauwelt 48.2015
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