Bauwelt

Außenseiter Kunst

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Geipel, Kaye, Berlin

Außenseiter Kunst

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Geipel, Kaye, Berlin

Der Fall Saarbrücken
Scheiternde öffentliche Bauvorhaben sind aus Berliner Perspektive eher Regel als Ausnahme. Politische Kosten- und Terminvorgaben? Kurzfristige Änderungswünsche? Jahrelange Verzögerungen? Explodierende Kosten? Ahnungs- und Verantwortungslosigkeit auf Bauherrenseite? Frustration und Überforderung bei den Planern? Kennen wir alles, und zwar viel zu gut. Auch in Saarbrücken hat man sich an dieser Bau­undisziplin versucht, wie der jahrelang vor sich hin rottende Rohbau der Museumserweiterung jedem Betrachter bekundete. Aber so, wie in der Hauptstadt mit der Staatsoper Unter den Linden zumindest eine der vielen Baupeinlichkeiten soeben doch noch ein Ende gefunden hat, hat sich auch in Saarbrücken die Sache noch ins Gebrauchsfähige gewendet. Was die neuen Planer darüber hinaus mit dem Vorgefundenen angestellt haben, hat Wolfgang Bachmann unter die Lupe genommen.
Treiber für die Stadtentwicklung: Kunst
in Nancy, Bergen und Plasencia
Der Neubau von Kunstinstitutionen, egal ob es sich um neue Museen oder Kunstschulen handelt, ist zu
einem politischen Faktor in der Stadtentwicklung geworden, an dem sich unterschiedliche Interessen kreuzen. Dabei werden heute kommunikative Konzepte verlangt, in der der Kulturbau als „All-purpose culture destination“ funktionieren soll. Im französischen Nancy geschieht dies mit neuen universitären Institutionen, die an eine lange, öffentliche Erschließungspassage andocken. Die Kunsthochschule von Dietrich | Untertrifaller Architekten setzt hier einen Eckpunkt. Leider ist die Passage aus Sicherheitsgründen für den Publikumsverkehr bisher geschlossen.
Im norwegischen Bergen wurde die neue Kunstuniversität von Snøhetta als etwas plump designter Würfel in die Stadt plaziert. Von Innen präsentiert sich dann das Besondere des Architekturkonzepts: das riesige gemeinsamen Foyer funktioniert als Marktplatz für alle möglichen städtischen Funktionen.

Die aufregendste Architektur kommt von den Madrider Architekten José Selgas und Lucia Cano. In der 40.000-Einwohner-Stadt Plasencia am Westrand von Spanien haben sie einen Kulturbau erstellt, der mit seinen farbenfrohen Plastikflächen mehr einem einladenden Nomadenzelt gleicht als dem Standard-Typus einer Stadthalle. Der Bau, Ergebnis eines Wettbewerbs und nach einem Baustopp jetzt fertiggestellt, ist auch ein Statement dafür, wie öffentliche Kulturbauten in der Peripherie der europäischen Stadt heute aussehen könnten.

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